Fahrradfahren und wie man damit überlebt
Das erste Stück war wie das letzte mal der schönste Fahrradweg der Welt. Dieses von Loch zu Loch gespringe hat wenigstens die Müdigkeit vertrieben, immerhin muss man sich darauf konzentrieren, dass man die nächsten Zentimeter aus der Wassersenke zum nächsten herausragenden Stein ohne seitliches Umkippen überwindet. Die Sache mit dem Rennrad ist aber immer noch etwas, was wir nicht ernst nehmen können. Dafür ist die folgende Strecke Richtung Maxdorf relativ entspannend zum Entkrampfen der Hände. Bei dem schönen Wetter rauschen alle Wälder um uns herum, die Natur scheint so etwas wie ein Eigenleben zu haben und ignoriert Menschen und Autos. Das ist auch der Gegensatz zur Sächsischen Schweiz – dort ist alles erkundet und abgewandert, und hier gibt es Stellen wie im Urwald. Das ist sehr schön! Viele Lichtungen verbergen bestimmt Trolle und Wurzelzwerge, so ruhig und versteckt wie hier die Ecken sind. (Gerade machen wir eine Pause zwischen Maxdorf und Schneeberg und ich hatte eben meine allererste Zecke, das wurde endlich mal Zeit!) Die Gaststätte vor Tysa hat natürlich noch geschlossen, aber da wir nicht an großem Hunger leiden, geht es nach Tysa weiter. Den Berg runter müssen wir ernsthaft in die Pedale treten (Gegenwind). Dann habe ich noch vor der Kirche auf der linken Seite ein schönes Haus gesehen, welches ich fotografierte; es folgte ein Blick in die Karte, weil ich nicht wieder diesen Urwald fälschlicherweise durchqueren wollte, da kam plötzlich eine Frau, die im lauten Tschechisch auf mich einredete und was von Polizei rummeckerte. Sie versuchte, mir die Kamera zu entreißen und mir eine tschechische Ohrfeige zu geben. Die Situation wurde dadurch geklärt, dass eine junge Frau mich (auf Deutsch) fragte, warum ich das Haus fotografiert habe, und ein anderer Herr andeutet, dass die Frau wohl eine Meise hat. Wir nehmen das einfach mal so hin und sind beruhigt, dass es solche Leute nicht nur in Deutschland gibt. Da wir nicht durch den Urwald fahren (bzw. schieben, tragen oder schleifen) wollten, ging es nach Schönwald (Krasny Les), wo wir in einer Horrorvision nur Deutsche in einer Kaufhalle sahen. Ich machte mich auf die Suche nach dem Honigbären und war seitdem nicht mehr wegen der mitgebrachten Schokolade, sondern wegen des original Honigbären glücklich. Gestärkt durch Eis ging es weiter, Berg für Berg nach Adolfsgrün (Adolfov) und dieses tote Nest, falls das nicht dasselbe ist. Jeder hart erkämpfte Berg musste leider widerstandslos dem Gegenwind überlassen werden, d.h. ausrollen war nicht- dafür bergabstrampeln. Statt zum Mückentürmchen (Unterkunft wollten wir ja nicht, die Aussicht war langsam getrübt und das Wasser dort oben unlecker) fuhren wir den Höhenweg entlang der Grenze( überall stehen Schilder mit „Staatsgrenze“). Das Wetter war eigentlich genial, nicht zu heiß und nicht zu kalt, aber die Pausen immer in der Windstille und beim Losfahren großer Sturm. Am Grenzübergang Zinnwald ließen uns die tschechischen Beamten ohne Probleme durch, die deutschen Blödmänner wollte wissen, was wir unschuldigen verschwitzten Fahrradfahrer in unseren Rucksäcken bzw. Fahrradtaschen haben…
Und zum Schluss: Auf der Strecke, bei der wir den Abenteuerweg durch den Urwald umgehen wollten, trafen wir einen Mann, der aussah wie Knecht Ruprecht und Rübezahl- ein richtiges Original. In Bärenhecke habe ich gleich 2 Eise gegessen, das lauwarme Wasser war ja mittlerweile nicht mehr wirklich so erfrischend.
Unterwegs gab es viel Mückenfleisch zu essen. Und tausend Fliegen in den Haaren, wie lecker. In Laubegast hatte es dann angefangen, zu regnen, also war auch die Brille zwecklos und wir hatten noch mehr Fliegen in den Augen. Schön.
Kurz vor dem blauen Wunder steckten wir noch mal die Füße in die Elbe, was außerordentlich toll war. Nicht zu kalt, sondern ganz angenehm kühl.
Wir haben gemerkt, dass es wirklich sinnvoller ist, Rittersportschokolade mitzunehmen, die war nämlich geschmolzen und konnte dann noch als zähflüssiger Brei getrunken werden. Aber Vollmilch (Deine!) schmeckt nach dem Schmelzen nicht mehr so gut, Knusperflakes (meine!) ist auch dann noch wunderbar.