Es wird heiß
Für die Stad sind deutlich über 30 Grad angesagt. Das ist nichts für mich und deshalb nimmt mich die Bahn in aller Frühe hinaus in die Berge. Kurz nach 8 sitze ich dann in Altenberg schon auf dem Rad. Bei angenehmen gut 20°C erklimme ich die ersten Höhenmeter Richtung Zinnwald. Ein paar wenige Jogger treffe ich, sonst niemand. Herrlich. Seit über einem Jahr war ich nicht mehr in Tschechien. Kindliche Freude empfinde ich beim Überwinden des winzigen Erdwalls, der hier die Grenze beschreibt. Nach kaum 50 Metern bestätigt das ein Hinweis auf die nahe Gaststätte.
Frischluft
Aber erst einmal geht es Richtung Osten durch Zinnovec über die Ski- und Radbrücke, die etwas an McDonald’s-Werbung erinnert. Danach rollt man auf zerfallenden Asphaltwegen weiter durch die Wälder zum Mückentürmchen. Folgt man dem offiziellen Wanderweg (etwas südlicher) erwarten einen einige zusätzliche Höhenmeter. Daher halte ich mich links und fahre über von Maschinen arg zerfahrenen Wegen. Das erste Mal ist das mountainbike klar die richtige Wahl. Jedes andere Rad kommt hier schon an Grenzen.
Der kleine Anstieg zum Mückentürmchen ist schnell genommen. Unterwegs erzählen Schautafeln von der Bergbaugeschichte des Hügels. Auch das Gasthaus erinnert daran mit seinem stilisierten Turm in Erinnerung an den einst hier stehenden Glockenturm, der den Bergleuten die Stunden schlug.
Die Aussicht ins böhmische Becken, die ich noch nie klar erlebt habe, bietet Zeit zum Durchatmen. Gasthaus und Imbiss laden auch ein. Erste Biere fließen. Es ist 9 Uhr. Es ist immer diesig da unten und mir ist nicht ganz klar, ob das normal ist oder der Kohle geschuldet ist.
Erster downhill – den Hügel hinab
Der erste downhill über weite Wiesen wartet. Eigentlich nichts schweres, aber im tiefen Gras sind kniffelige Stellen kaum auszumachen. Viel Respekt läßt doch die Bremse schleifen.
Der Gegenanstieg liegt schon in praller Sonne. Der zu erwartende brütend heiße Tag deutet sich an. Die Bienen freut es. Sie brummen um die Wette. Nach vielleicht drei Kilometern Straße erreicht man Adolfsgrün (Adolfov), natürlich wieder mit Schänke. Unterhalb des Ortes liegt das durchaus akzeptable Skigebiet Telnice. Im Gegensatz zu Altenberg oder Geising lohnt es sich, für die Abfahrt die Ski festzuschnallen. Aber natürlich nicht heute.
In Adolfsgrün verschwindet man wieder im Wald und schlängelt auf genußvollen single trails durch die Wälder. Es ist völlig einsam. Abseits der Orte bin ich völlig allein. Die Vögel singen mir ein Privatkonzert. Fuchs und Hase sind sichtlich erstaunt, einen flitzenden Zweibeiner zu sehen.
Grüne Einsamkeit
Die Orientierung hier ist nicht leicht. Ich empfehle, eine gute Karten-App mit offline-Funktion dabei zu haben. Osmand oder Locus maps kann ich empfehlen. Den GPX-Track der Tour kann man hier herunterladen.
Man kommt an zwei idyllischen Seen vorbei, die Ortskundigen zum Baden vorbehalten sind. Mir ist es noch nicht heiß genug, um eine Badepause einzulegen. Daher genieße ich kurz die Atmosphäre und nehme dann den letzten Hügel vor Tisa. In den Ort rollt man auf einem steilen Weg. In solchen Situationen habe ich immer Hemmung, es rollen zu lassen. Zu schnell kann jemand aus einer Einfahrt kommen…
Obwohl es erst halb elf ist, strebe ich zum Gasthaus oben an den Wänden an der Straße nach Schneeberg. Dort weiß ich einen Grill mit gewaltigen Würsten. Als ich ankomme, baut der Grillmeister gerade einen kleinen Holzturm in seinem Grill. Es wird noch dauern bis zur Wurst. Eine kühle Cola überbrückt die Zeit. An der großen Wanderkarte kann ich unterdessen den zweiten Teil der Tour planen. Ob der Hitze verspüre ich wenig Lust, in Dolny Zleb, 50km von Dresden, an der Elbe zu landen. Ich suche einen Weg mit entspanntem Gefälle eher Richtung Nordwesten und finde ihn ab dem Taubenteich. Der Taubenbach fließt dann über Cunnersdorf Richtung Königstein. Das ist es. Der Plan steht. Ich werde nach dem Schneeberg die grenznahe Route verlassen und bergab kullern.
Pause
Die Wurst ist fertig. Lecker. Groß. Fettig. Gestärkt hopple ich über erste Sandsteine nach Schneeberg. Nachdem ich das letzte Mal einen Wanderweg an der südwestlichen Flanke des Berges fahren wollte, der in Stufen mündete, nehme ich nun den Fahrweg nach oben. Turm und Aussicht lasse ich aus. Die Südseite bietet aber traumhafte Aussichten. Wer die nicht kennt, sollte den kleinen Umweg nehmen. Heute spare ich die Kräfte. Dafür wartet mit der Abfahrt vom Schneeberg gen Osten der wohl weit und breit anspruchsvollste trail. S3 würde ich sagen. Vor einigen Stufen steige ich besser ab.
Danach ist wieder für ein paar Kilometer Aspalt unter den Rädern und auch verschlungenen Wegen passiere ich die grüne Grenze. Hier wird klar, warum die so heißt. Der Taubenteich enttäuscht. Kein Baden. Grüne Soße lädt nicht gerade ein. Also beginne ich das kullern auf der Falllinie. Man kommt nahezu ohne Treten zu müssen bis Königstein. Immer dem Wasser folgen!
Ich breche aber an der Biela das Kullern ab und kürze (nach oben) über Struppen ab. Das kostet zwar einige Höhenmeter, erspart aber viele Kilometer entlang der Elbschleife um den Königstein. Verläßt man den Wald, ist die Hitze quälend. Nur der Fahrtwind mildert das Schwitzen ein wenig. Ab Obervogelgesang ist man in wenigen Minuten in Pirna. Auf dem hübschen Markt werben gleich mehrere Eisdielen um Kundschaft. Keine hat es heute schwer.
Mit der Idee, im Baggersee von Pratschwitz Abkühlung zu finden, bin ich nicht ganz allein. Der eigentlich kühle, klare See ist eher ein molliges Schlammbad. Eine erfrischende Wirkung stellt sich selbst im Wasser nicht ein. Beim Anhosen rinnen schon wieder die Schweißtropfen. Das hätte ich mir sparen können. So liefert am Ende doch die heimische Dusche die nötige Kühlung.
Fazit
Die Runde ab Altenberg ist eine schöne Variante mit viel Abfahrt (immerhin bekommt man über 600 Höhenmeter geschenkt. Trotzdem kommen auf dieser Route 900hm zusammen. Die Anstiege addieren sich also ordentlich. Die Abkürzung über den Taubenteich erlaubt es, quasi ohne zu treten vom Erzgebirgskamm bis Königstein zu rollen und erspart viele Asphaltmeter Elbradweg. Natürlich kann man da auch wieder in die S-Bahn steigen.
Unterwegs warten zum Teil sehr grobe Wege und ernsthafte Abfahrten. Ein mountainbike, Ausdauer und fahrerisches Können sind hier unabdingbar. Es gibt aber immer auch einfachere Alternativen.